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Wir sollten wieder sesshaft werden

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Sesshaft geboren, sesshaft sterben, dazwischen Ablenkungen.

Alle Anzeichen deuten darauf hin: Wie die Pandemie, so die Umwelt. Institutionalisierung der Interessen, gemacht zur Machtausübung, aber nicht zur Problembewältigung. Konsens mag Interessen zufriedenstellen, weit entfernt jedoch vom Kern des Geschehens. So tanzen wir um die Probleme herum.

Allgemeine Mobilität ist für die Ausbreitung der Pandemie verantwortlich. Der einzelne soll in seinem Territorium Regeln einhalten, die der Staat selber nicht einhalten will.
Allgemeine Mobilität trägt mit all seinen Zutaten und Auswüchsen einen grossen und leicht beeinflussbaren Anteil zur Umweltüberbelastung bei. Leicht beeinflussbar bedeutet nicht kontrollierbar. Nach der Pandemie, so der Virus sich bändigen lässt, werden wir wie gewohnt weiter verschmutzen und Abfall produzieren. So oder so leben wir, als ob alles niemals anders sein möge…

Freie Markwirtschaft, Kapitalismus machen alles möglich. Der Staat rennt hinterher.
Wenn schon ausgerüstet zur Vermehrung, dann vermehren wir uns eben, die Märkte bedanken sich. Neue Kapazitäten erhöhen Verfügbarkeit und Produktivität. Weil wir es doch so gerne hätten, wollen wir nicht daran denken, dass immer mehr von allem zeitlos und unweigerlich die Substanz vermindert. Vorwärts ohne Skrupel und Nachhaltigkeit, das Resultat nicht messbar, aber für jedes denkende (als Gegenpol zum funktionierenden) Geschöpf abschätzbar. Wir sind Passagiere im Zug nach wer weiss wohin die Reise geht. Wer anderes behauptet, ist befangen in einem Universum der Selbsttäuschung.

Alles hat seine Geschichte. Nichts ist wert, was es verspricht. Die Institutionen versagen, weil sie alle prioritär eigene Macht erhalten und beschützen versuchen und sich dazu ohne Scham inszenieren. Versprechen noch und noch! Jede Firma funktioniert staatengleich. Machtausübung und Einflussnahme. Sie dienen der Gegenwart, aber nicht der Zukunft. Sie geben Ton und Rhythmus an. Wie viele Politiker haben eine reale Vision und Überzeugungen, die eine Zukunft garantieren können, bevor sie den Status quo schönreden?

Unsere Gegenwart ist gebaut auf einer Vergangenheit des Imperialismus, der Ausbeutung und Freibeuterei. Kapitalismus. Präsenter denn je in sich verändernden Formen und bestens akklimatisiert. Waren es früher Kaiser und Könige, sind es heute Wirtschaftsverbände und politische Institutionen. Der Staat ist folgsamer Diener und Profiteur, im gemeinen Irrglauben, dass die freie Markwirtschaft der Menschheit Sorgen und Ängste besänftigen könnte. Kurzfristige Illusion, langfristige Unmöglichkeit, unendlicher Preis. Ein Staat, der nicht allen Einkommensschichten ein dezentes Leben garantieren kann, ist nur ein Pseudo-Artefakt für ein gespaltenes Volk von Mitstreitern und Mitläufern. Verkehrsregelung ja, Gerechtigkeit nein. Profit und Unterhalt gemäss Markt-Vorgaben so lange wie möglich.

Dynamische Entfaltung des freien Marktes mag alles erklären und rechtfertigen, im Besonderen die Voreingenommenheit und Nutzniessung der Eliten. Immer walten und verwalten sie zu ihren eigenen Vorteilen, dies muss gesagt sein, weil die Realität genau dies abbildet! Die Kontrolle ist ihnen dabei entglitten, oder vielleicht doch nicht?  Taktvorgabe solange das Orchester spielfähig bleibt, ansonsten ist der freie Markt nicht mehr kontrollierbar. 5% der Weltbevölkerung haben mehr Bedeutung und Einfluss als die restlichen 95%. Wie steht’s mit dem sozialen Gewissen oder der Selbstverantwortung?

Eine Politik, die zukünftige soziale Herausforderungen wird meistern sollen, gibt es nicht. Interessenwahrnehmung und -Verteidigung durch das Band, abgesehen von wenigen Idealisten, die zu wenig Unterstützung bekommen. Nachhaltigkeit, welcher Hohn, nur vorwärts mit erhobenem Kopf, strotzend vor symbolischer Wahrheitsvermarktung. Die Jugend mit freiheitlicher und selbstbestimmter Entfaltung weiss es besser. Die anderen, erzogen zu Marionetten, Eltern und Vergangenheit kopierend mit allen schadstoffangereicherten Errungenschaften und Schutzmechanismen, sind Hindernisse auf dem Weg zur Einsicht. Dem Gipfel unserer Selbstüberschätzung  entgegen streben wir mit einer Initiative, unbedeutender könnte sie nicht sein, für ein allgemeines Verhüllungsverbot, wohl wissend, dass Freiheit, Glaube, Ausdrucksweise in kulturellen und historischen Wurzeln gründen, soweit man sich nicht eigenständig davon lösen lernt. Wir beanspruchen das Recht, unsere Herkunft, unsere Kultur, unsere Religion zu zelebrieren, in Ehren halten, als ob der Vergangenheit Ehre gebühret, als ob die Banden untrennbar und ewig, als ob viel mehr als ein geschichtlicher Zufall oder Eisprung. Ohne Ahnung, ohne Wahrheit geboren, konstruieren wir eine Symbolik, die Belanglosigkeit in Ritual verführt. Ave Fundamentalismus in unseren Reihen lassen wir zu, was wir anderen verbieten wollen. Erziehungsversuch ohne erbauliche Aussichten überlebt nur die narzisstische Selbstgerechtigkeit.

Staat und Demokratie sind nicht nur in Gefahr, sondern bald Vergangenheit, wenn wir so weitermachen, werden die unteren Schichten, die Benachteiligten irgendeiner Art, die Minderheiten, total gerechterweise, wahrscheinlich gegen das Gesetz, gegen welches denn, zum Himmel schreiende  Disharmonien sind Ordnung, ihre Rechte einfordern. Eingespannt und unentbehrlich für eine funktionierende Gesellschaft, aber vergessen bei der Verteilung. Dazu kommen die Massen, die einen Sündenbock suchen und finden werden. Klima-Flüchtlinge werden an unsere Tür klopfen, und wir werden weiter unsere Interessen verfolgen, ins Auto steigen, um den letzten Gletscher schmelzen zu sehen, den steigenden Meeresspiegel zu begutachten.

So klar wie die Sonne für uns alle scheint, sind wir weit davon entfernt, die aktuellen Geschehnisse in unser Schaffenswerk einordnen und vorbehaltlose Transparenz akzeptieren zu wollen. Die gerne von Chancen reden, es sind immer dieselben, werden nicht lernen, dass Taten untergehen in verbaler Beruhigung geistige Führung vorgaukeln. Nicht nur USA sind gespalten, die ganze Welt ist gespalten; Demokratien bilden sich ein, besser zu sein als die anderen. Traurig und wahr, als Vorreiter für eine „bessere Welt“ sind sie durch das Band Spitzenreiter der organisierten und gesetzlich tolerierten marktgerechten Umverteilung und Umweltverschmutzung inklusive Folgen. Qual der Wahl und Freiheit zum Egoismus.

Die Verschmutzung soll bald kostenpflichtig und damit orientierbar und weniger schädlich werden. Weisheit auf Abwegen: Die grössten Verursacher und Gewinner werden auf Kurs gehalten und die Masse zu ihrer Verfügung verdammt bleiben. Schaden verursachen, destruktive Freiheit wird bezahlbar, ohne Kommentar, denn der Vorschlag kann nur des Teufels sein. Weder Freiheiten noch demokratische Entscheidungen können der Menschheit eine Zukunft bieten, wenn die Folgen der zugelassenen Möglichkeiten nicht abschätzbar sind. Nur stinknormale, von allem Konsum, von allen Erwartungen losgelöste, dem Sein und der Zukunft verpflichtete Vernunft, wenn sie nicht mit dem Müll entsorgt worden ist.

Die Zeichen der Zeit könnten besorgniserregender nicht sein. Der Gesamtheit aller vermarktungswürdigen Produkte, d.h. eigentlich allem, ist ein Platz reserviert in unserem Universum und will ausgelotet und ausgeblutet werden. Wer hat, dem wird gegeben werden, wer nicht hat, soll den Schwanz einziehen und dienen. Anno Domini war’s schon so, und seit 1291 geht‘s diszipliniert in blindem Gleichschritt dem Horizont entgegen bis zum Tage der Erlösung vermeiden wir die Konfrontation mit dem Anfang und dem Ende des Seins.

Marcel Kuhn

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