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Sprach(verun)reinigungswelle

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Wir erleben eine groteske Sprachreinigungswelle

Analog zu dieser These von Rudolf Strahm muss man leider auch sagen: Wir erleben eine groteske Sprachverunreinigungswelle. Hiezu ein paar Beispiele:Lehrpersonen und Pflegepersonen sind ja längst Teil unserer Sprache geworden, wie verhält es sich aber mit Metzg- und Schreinpersonen? Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder, nicht wahr! Finden Sie einmal ein schönes Gedicht, das eine Endung auf :in enthält; rezitieren Sie es, SINGEN Sie es! Sprache hat Rhythmus und Melodie, man kann ihr nicht ungestraft Stolpersteine in den Weg legen.

Ich bin überzeugt, in zwanzig, dreissig Jahren schon wird man über unsere ungelenken Versuche, jede sexuelle Neigung und Orientierung immer und überall für alle mitgemeinten Varianten extra bezeichnen zu müssen, herzhaft lachen. Wir können die Sprache nicht beliebig erweitern und dressieren, ohne dass sie unheimlich kompliziert, un-aussprechlich, sperrig und letztlich nur noch lächerlich daher kommt. Ich bin der Gendervielfalt ausdrücklich zugewandt, aber auf die Sprache bezogen befinden wir uns in einer Sackgasse. Die Debatte darüber, was und wie wir es sagen, war sicher für die Bewusstmachung notwendig. Aber jetzt braucht es einen ehrlichen Schritt zurück. Es ist doch alles schon da, was wir brauchen. Im Englischen ist eine Lehrerin a teacher, obwohl die Endung -er eigentlich männlich besetzt ist (s.a. Mister). Aber die Bezeichnung an sich gilt eben für beide bzw. alle Geschlechter. Analog dazu können wir doch nun getrost im Deutschen - nach dieser langen Bedeutungsdebatte - dazu übergehen zu sagen: Die männliche Form, vor allem in der Mehrzahl, meint nicht automatisch nur männliche Personen, sondern ist eben eine Form, die man füllen muss. Dürften wir in der Mehrzahl wieder einfach die männliche (meinetwegen auch die weibliche) Form verwenden, wären sogar alle dazwischen automatisch eingeschlossen, und die Sprache wäre wieder sag- und singbar. Übrigens gibt es im Deutschen ja auch das Neutrum (das Neutrale), da muss man keine neuen Pronomen erfinden, wenn man sich als weiblich-männlich oder keines von beidem fühlt. Es ist nicht einfach sächlich, sonst wäre das Kind eine Sache. Ein viertes grammatikalisches Geschlecht brauchen wir sicher nicht.

 

 

Dora Widmer

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