Am Übergang ins Pensionsalter bin ich 3 Wochen auf dem Pilgerweg gelaufen, der im Südteil von Lausanne über den Grossen St. Bernhard nach Rom führt. In 18 Tagen lief ich von Aosta über Ivrea Pavia Piacenza und den Cisa Pass (Appenin) bis nach Sarzana am Meer. Etwa 420 km zu Fuss und an einem Tag zusätzliche 70 km in der Po Ebene per Mietvelo. Schon nach drei Tagen habe ich meinen Freunden geschrieben: „Ich sprudle vor Freude!“ Es braucht etwas Mut, alleine auf einen solchen Pilgerweg zu gehen und von Tag zu Tag zu schauen, wo mich der Weg hindurchführt und ich übernachten werde. Manchmal habe ich erst vor Ort am späten Nachmittag eine Unterkunft gesucht. Das stundenlange Laufen half mir so Manches von meinem Leben zu bedenken. Am meisten überrascht haben mich aber die spontanen Begegnungen mit Einheimischen. So kam ich z. Bsp. an einem Abend nach ca 10 Stunden Marsch und einer Wegstrecke von 30 km an einen Ort, wo mehrere Unterkünfte im März noch geschlossen waren. Ich trat in eine Bar und legte zwei Männern am Tisch neben dem Eingang meine Situation dar. Sie luden mich sofort zuerst zu einem Glas Wein und einem Apéroplättchen ein. Sie stellten mir Fragen zum Grund meiner Wanderschaft und bezahlten mir alles. Danach halfen sie mir noch den Weg zu einer Unterkunft zu finden. Es war eine sehr herzliche Begegnung, für sie wie auch für mich.
Ein anderes Mal kam ich in einem Dorf an einer anderen Bar vorbei. Der Mann, der vor dem Lokal am Rauchen war, lud mich sofort zu einem Kaffee ein. Er stellte mich im Lokal der Köchin Claudia vor, die schon ein grosses Essen für den nächsten Tag vorbereitete. Sie liess mich verschiedene typische regionale Gerichte kosten und lud mich für den nächsten Tag zu dem Festessen eines Vereines ein. Da ich am nächsten Tag eine Pause einlegte (auch weil es ein Regentag war), nahm ich an dem Essen teil, und der Dorfverein freute sich über den Pilger aus der Schweiz, der nicht so gut Italienisch sprach. Wer also mal wirklich Action will, dem kann ich eine solche Pilgerwanderung wärmstens empfehlen.
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