Schauen wir unter den Schleier des Populismus: Wir haben andere Probleme, als wegen geschätzt dreissig vollverschleierten Personen ein Verbot auszusprechen. Vielmehr würde das Probleme hervorbringen.
Würden sich unterdrückte Frauen dankbar zeigen oder eher nicht mehr vor die Tür dürfen? Wie erklären wir den freiwillig verschleierten Personen, dass die Schweiz das nicht sehen mag? Durch kulturelle Überlegenheit? Werden wir nicht vielmehr, wie in Frankreich geschehen, die Kluft der Kulturen vertiefen? Es wird sicher nicht darum gehen, Schaden zu verhindern, denn diesen sollte man mir bitte aufzeigen und beziffern.
Vielmehr erhält man den Eindruck, bestimmte Parteien würden auf bleichen Schafen daherreiten, auf der Suche nach einem angeblich (oder tatsächlich) unterdrückten schwarzen Schaf, um es dann öffentlich zwangszuscheren, in der Hoffnung, darunter weisse Haut zu finden. Selbst ein seniler Don Quixote hätte von dieser Windmühle abgelassen.
Eine Unterstützung zur Emanzipation bestünde für mich in der Bereitschaft – auch durch einen Schleier hindurch – zu einem Gespräch. Dabei wird eine sich fremd fühlende Person ihr Zeichen der kulturellen Verschiedenheit vielleicht überdenken, eine unterdrückte Person eine Hilfe zum Ausbruch sehen können.
Bitte zieht Don Quixote von diesem armen Schaf, es trägt nicht. Bringt ihm bei, sein Visier hochzuklappen, das ihm die Sicht versperrt auf die wirklichen Probleme der Gesellschaft, ja der Welt. Mit offenem Visier wird es ihm vielleicht möglich sein, mit den Menschen in einen Austausch zu kommen und durch ein ehrliches Gesicht zu einer liberalen Weltanschauung zu überzeugen.
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