Sehr geehrte Damen und Herren
Am gleichen Tag, an dem ich mit zwei Freundinnen das See-Burgtheater in Kreuzlingen besuchte, erhielt ich folgende Mail:
Liebe Freunde des See-Burgtheaters
"Arsen und Spitzenhäubchen" im drehenden Hausboot am See geht in die letzte Runde. Bis Mittwoch, 7. August werden noch 6 Vorstellungen gespielt. Die Reaktionen der Zuschauerinnen und Zuschauer sowie die Kritiken sind kontrovers: Von einhelliger Begeisterung bis Ablehnung. So ist Theater spannend, denn es soll sich nicht auf einem Stuhl bequem einrichten. Der Platz des Theaters ist zwischen den Stühlen.
Es würde mich freuen, Sie im Theater begrüssen zu dürfen und Ihre Meinung zu vernehmen, durch lautes Applaudieren oder Pfeifen.
Herzliche Grüsse Leopold Huber
Hier meine Antwot
Sehr geehrter Herr Huber
Da ich nicht Pfeifen kann und nicht applaudieren wollte, schreibe ich Ihnen. Mit zwei Freundinnen besuchte ich am 30. Juli 2019 eine Aufführung von "Arsen und Spitzenhäubchen". Ein wunderbarer Sommerabend, ein gutes Essen im schönen Garten der Seeburg, beste Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Abend mit einer Krimikomödie. Und dann das! Oh, je, was ist nur aus diesem Stück geworden. Diese unnötige, übertriebene Hektik, dieser Klamauk! Vor allem das sinnlose Herumrennen zweier unwichtiger Nebenfiguren machte einem nervös. Die Schauspieler können einem leid tun, denn das andauernde Treppauf- und Treppabrennen trägt in keiner Weise zum Verständnis des Stückes bei, im Gegenteil. Lustig ist anders! Um uns nicht länger zu ärgern, sind wir in der Pause nach Hause gegangen, wir waren nicht die Einzigen. In Ihrer Mail schreiben Sie, der Platz des Theaters sei zwischen den Stühlen. Der des Theaters vielleicht schon, aber nicht der des Publikums. Die meist nicht mehr jungen Zuschauerinnen und Zuscauer sitzen nicht gerne lange zwischen den Stühlen. Die Sitze auf der Tribüne sind eng genug. So konnten wir den gewöhnungsbedürftigen Regieeinfällen leider nicht folgen. Bei Ihrem letztjährigen Stück "Biedermann und die Brandstifter" ist das Ihnen viel besser gelungen. Da ist der Funke im wahrsten Sinne des Wortes aufs Publikum übergesprungen, was ja der Sinn einer Theateraufführung sein sollte. Am besten hat uns seinerzeit das Stück "La Cage aux Folles - Ein Käfig voller Narren", damals in einem Zelt aufgeführt, gefallen. Dieses Stück war voller Situationskomik, lustig und regte zugleich zum Nachdenken an.
Deshalb: Bitte an lauschigen Sommerabenden keine zu krassen Verfremdungen eines Stückes mehr. Dazu eignen sich die subventionierten Theaterhäuser besser. Etwas mehr Spitzenhäubchen und dafür weniger silbern glänzende Minishorts inkl. Motorradhelm und weggeworfenen Pizza-Schachteln wären dem Stück gerechter geworden. Ein Reigen skurriler, auf der Bühne herum rennender Darsteller macht das Sitzen zwischen den Stühlen nicht angenehmer.
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