Die Crédit Suisse ist schon seit Jahren nur noch ein Schatten ihrer selbst. Auch die Vorgänger von CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und Konzernchef Tidjane Thiam haben mich nicht überzeugt: Ihre Quartals- und Jahresberichte habe ich mit immer grösser werdenden Skepsis gelesen und die Fotos mit grinsenden Gesichtern als degoutant empfunden.
Wir erinnern uns an den ersten grossen Skandal der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA), die 1856 von Alfred Escher - sein Denkmal steht auf dem Zürcher-Bahnhofplatz - gegründet worden und über viele Jahrzehnte höchst angesehen war: 1977 - Chiasso. Dieser Skandal erschütterte das Vertrauen in die schweizerischen Banken nachhaltig. Allerdings, Überwachungen von führenden CS-Kadern sind bei der SKA nicht vorgekommen. Beschattungsaktionen gegenüber Kollegen sind an sich skandalös. Erst recht skandalös ist jedoch das Verhalten von Rohner und Thiam nach dem Bekanntwerden der Überwachung von Iqbal Khan: Nassforsch behaupteten sie in mehreren Stellungnahmen, es hätte sich hier um einen «isolierten Einzelfall» gehandelt. Jetzt ist aber ein zweiter Überwachungsfall publik geworden - gibt es noch weitere?
Diese äusserst peinliche Entwicklung führt zwangsläufig zu folgender Frage: Sind Rohner und Thiam nicht im Bild darüber, was in der Konzernleitung der von ihnen geführten Bank geschieht oder „nehmen sie es mit der Wahrheit nicht genau“? - d. h. haben sie gelogen?
Eine solche Führungsspitze ist bei einer Bank, die in ihrem Namen - Crédit Suisse - auf die unser Land, die Schweiz Bezug nimmt völlig unakzeptabel. Aber, und hier liegt die Crux: ein grosser Teil, wenn nicht die Mehrheit der CS-Aktionäre haben mit der Schweiz nichts am Hut - Rohner und Thiam fühlen sich von wichtigen Aktionärsgruppen getragen und gehalten.
Da muss der Fisch noch mehr vom Kopf her stinken, bis Rohner und Thiam abgelöst und durch Quereinsteiger - wie 2012 der ehemalige Präsident der deutschen Bundesbank Axel A. Weber als Verwaltungsratspräsident der UBS - ersetzt werden.
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